Weinproben sind eine ernste Angelegenheit. Denkt man. Ernst drein blickende Menschen schlürfen hochwertige Weine durch die Vorderzähne, gurgeln und spülen das wertvolle Getränk im Mund herum, um nach eingehender Prüfung die Reste einem der bereitstehenden Spucknäpfe zu übergeben. So kann es gehen.
Kann aber auch anders. Zum Beispiel wenn der Weinladen meines Vertrauens eine Peep Show veranstaltet irgendwo in den alten Kellergewölben tief unter dem Kreuzberg. Geheizt wird mit Gasbrennern. Es regnet Salpeter-Flocken von der Decke. In den Ecken der Gewölbe kredenzen junge wilde Winzer der Südpfalz ConneXion ihre Kreationen.
Und unter Ausschluß der trinkenden Menge wartet Stuart Pigott auf seine ausgewählten Gäste. Er trägt nicht die karierten Pluderhosen, sondern diesmal Lack und Leder. Die Wände seines kleinen Separees sind gepflastert mit lasterhaften Bildern kaum oder nicht bekleideter Damen. Man wird nur einzeln eingelassen, der Meister nimmt sich Zeit für die Einzelbehandlung. Lange Schlangen warten im Kellergewölbe vor der Tür zu seiner Peep Show.
Immer wieder kracht laustark der Swarowski-Leuchter auf ein schön angerichtetes Stilleben. Virtuell als Videoinstallation, versteht sich. Und spätestens nach zwei Stunden zeigt der Wein seine Wirkung. Und der Gedanke kommt, man hätte doch einen der bereitstehenden Spucknäpfe nutzen sollen.
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