Telefon Überzieher

Heute füh um 6:00 trieb mich der Geschäftssinn nach Duisburg. Duisburg soll ja zauberhaft sein mitten im März. In der Trostlosigkeit des Duisburger Hauptbahnhofs fiel mir auf, was ich schon seit Jahren geflissentlich ignoriere: Die Handyhüllen-Verkäufer. Ich weiß nicht, ob sich schon irgendwer mal Gedanken darum gemacht hat. Aber seit meinem letzten Aufenthalt am Hauptbahnhof von Hannover, welcher anscheiend die heimliche Hauptstadt aller Handyhüllen-Verkäufern sein muß, frage ich mich: Wer kauft das Zeug eigentlich? Ehrlich gesagt habe ich mich ja auch immer gefragt, wer eigentlich die Klingelton-Abzocke ernsthaft mitmacht – aber da wurde ich ja eines besseren belehrt. Mit Klingeltönen kann man offenbar Millionen machen. Aber mit Handyhüllen? Wer zum Teufel kauft sowas? Und dazu noch am Bahnhof? Soll ich etwa meiner Liebsten zu Hause die neuste Handyhülle mitbringen, Größe 610i? Geht der gelangweilte Bahnfahrer in der Wartezeit zwischen zwei Zügen „mal schnell ne Handyhülle kaufen“?
Früher gab es bei uns zu Hause auch so eine Art Telefon-Überzieher. Über dem beigen Telefon mit Wählscheibe ruhte so ein Überzieher aus braunem Samt und Goldbrokat. Vielleicht ist es ja der natürliche Trieb des modernen Menschen, das arme Telefon nicht so nackt dastehen zu lassen. Vielleicht ist das ganze auch nur eine gigantische Geldwaschmaschine der russischen Mafia. Vielleicht ist es ein Experiment der Mäuse. Na, ich mach jetzt mal Schluß. Muss noch schnell ne Handyhülle für zu Hause besorgen. Und dann bloß zurück nach Berlin.


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