Ich hatte mich ja schon aus Anlaß des eher fragwürdigen Privatradio-Jubiläums über die Qualität im deutschen Äther beschwert. Überall dieser grausame Einheitsbrei aus 70ern, 80ern, 90ern und dem Scheiß von heute, die beste „Morning Show“, immer „gut drauf“ – und eigentlich doch nur zum Abschalten. Jetzt spricht mir die Zeit aus der Seele. In „Rettet das Radio!“ beschreibt Ulrich Stock das ganze Dilemma.
„Bei Manufactum und anderswo werden diese kleinen hübschen Radios verkauft, die so gut klingen und so einfach zu bedienen sind. Wer sich so ein Gerät kauft, hat allerdings ein Problem: Was soll er damit hören? Es gibt sie kaum noch, die guten Sender.
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Mancher Privatsender arbeitet mit nur 150 Hits, die sich in der »Rotation« abwechseln. Wer einen MP3-Player besitzt mit 10.000 Titeln, die er sich selber ausgesucht hat, der braucht kein Radio mehr, jedenfalls nicht so eins.
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Die industrielle Optimierung des Ohrfutters erinnert an die Massentierhaltung. Die Schweine in den Boxen nehmen’s grunzend hin, und solange im Stall niemand plötzlich das Licht anmacht, fällt auch keines tot um.“
Aber es gibt sie tatsächlich noch, die guten Sender. Ausdrücklich wird RadioEins erwähnt – auch eine meiner letzte Hoffnungen im Äther. Nicht 150 oder 300 Titel rotieren hier, sondern 6.000. Vor langen Wortbeiträgen hat man keine Angst. Und die Moderatoren geben ihre Identität nicht vor dem Mikrofon ab. Es wäre schön, wenn es mehr davon gäbe. Das Internet wird sicher aufgrund der niedrigen Kosten viele interessante Nischen-Sender hervorbringen. Oder personalisierte Web Radios wie das gerade von mir geschätzte LAST.FM. Aber das ersetzt nicht wirklich das gute alte Radio.
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