Montreux

Parov Stelar @ Montreux

Nach Montreux zum Jazzfest. Das klang wie die Reise nach Mekka. Einmal im Leben muss man das tun. Und vielleicht tut man das immer wieder. So dachte ich seit den Studienjahren. In meiner Plattensammlung gab es von jedem namhaften Künstler irgendein Werk das untertitelt war mit „live at Montreux“. Da musste also irgendwas besonderes passieren.

Jetzt sind wir hier. Eingebettet zwischen den Alpen, am Ufer des Genfer Sees, die Weinberge rechts und links, liegt – ein großer Rummelplatz. Die See-Promenade zugestellt mit hunderten von Kirmesbuden, die üblichen Nippesverkäufer neben Wahrsagern, Karrikaturisten, die mit Luis de Funes Bildchen für ihre Künste werben, Fress- und Saufstände sowie die üblichen fahrenden Geschäfte verstellen vollständig den Blick auf den See. Musikalisch wird man am Ufer von panflötenden Peruanern begleitet, die ihr Repertoire geschäftstüchtig auf italienische Lieder umgestellt haben und nun gewinnbringend in Kleingruppen aufgeteilt die ganze Promenade entlang darbieten.

Ganz ungerecht soll jetzt aber doch nicht über Montreux hergezogen werden. Da wir spät gebucht hatten, mussten wir in Lausanne schlafen. Das war offenbar ein großes Glück. Lausanne ist eine wunderschöne Stadt, in der sich Jugendstil und Bauhaus zu einem wunderbaren Ganzen fügen. Von hier aus fährt man abends 19 Minuten mit der Bahn, die hier immer pünktlich ist – wir sind schließlich in der Schweiz – nach Montreux, erträgt dort den Trubel und genießt im gut organisierten und gekühlten Konzertsaal Musiker, die allesamt stolz sind, in Montreux vor diesem Publikum spielen zu dürfen. Schon schön. Mit Jazz hat das nur am Rande zu tun, denn Joe Cocker trifft hier im Programm auf Prince oder Deep Purple. Überraschungen erlebt man aber auch, wenn beispielsweise völlig geschmacklos gekleidete Schnauzbartträger wie Deluxe Aus Aix den Saal rocken. Der Jazz spielt sich allerdings irgendwo in den Jam Sessions dazwischen ab oder in kleinen Kneipen, die wir noch nicht gefunden haben. Hier müssen wir noch lernen.

Aber immerhin: Diesmal sind wir für ein paar Tage dabei. Und dürfen heute noch Quincy Jones 80. Geburtstag feiern.

Update: Nach zwei Tagen und Nächten mit Parov Stelar oder Marcus Miller, netten Gesprächen und einem genialen Abschluss mit Quincy Jones und unendlich vielen Nachwuchstalenten auf der Bühne wissen wir: Wir kommen wieder. Die eine oder andere Jam Session im Club haben wir verpasst, aber jetzt wissen wir ja, wo der Bär nach den Konzerten steppt. Und in Montreux haben wir auch noch viele sympathische Ecken gefunden, in denen man abseits vom 80er-Jahre-Schick schön wohnen kann.

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