„Schlaf nicht ein, Du Blödmann!“
„Drei Mann inna Mitte! Mann seid Ihr bescheuert, bewegt Eure Ärsche!“
„Geht nach Hause! Nehmt Euren Trainer gleich mit! Millionen kassieren und so eine Scheiße abliefern!“
Szenen aus dem heutigen Hertha Spiel. Selbst im Langnese-Familien-Block saßen mindestens 200 Anwärter für das Amt des Bundestrainers. Und lautstark gaben sie ihr Wissen preis. Meine Kinder taten es ihnen nach.
Ich war nie ein Fußball-Fan. Ich verstehe auch nicht viel davon. Mit „Abseits“ verbinde ich andere Dinge als der gewöhnliche Fußballer. Und während der WM habe ich mich unbeliebt gemacht durch meine einseitige Parteinahme für die Mannschaft von Trinidad-Tobago.
Nun also Hertha. Als Berliner muß man wohl mal bei einem Hertha Spiel gewesen sein. Es war mein erstes – und hoffentlich für lange Zeit mein letztes Spiel. In guter Tradition hat die Hertha ein bescheidenes Spiel abgeliefert. Die Kinder waren entsetzt, mein Ältester hat beschlossen und nur noch für Bayern zu sein – er wußte noch nicht, dass an diesem Tag auch die Bayern gegen Stuttgart verloren hatten und wähnte sich auf der sicheren Seite.
Für mich bleibt die traurige Erkenntnisse, dass mir eher beängstigend zu Mute ist, wenn ich tausende erhobene Arme in der Fankurve sehe und die alkoholgeschwängerte Luft grölender Fans einatmen muß. Die Mannschaft von Hertha dient als Projektionsfläche für das versammelte frustrierte Berliner Proletariat. Brot und Spiele. Am liebsten würde man wohl gleich danach zur öffentlichen Steinigung von Mannschaft und Trainer übergehen.
Es bleibt die Hoffnung, dass mein Nachwuchs doch irgendwann Basketball und Hockey spannender findet. Ein Spiel bei ALBA ist jedenfalls allemal amüsanter und spannender.
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