Die Geschichte vom Herrn Müller

Heute, liebe Kinder, erkläre ich Euch, wie man mit Kunden umgeht. Ein Unternehmen braucht viele Kunden, die ihm seine Produkte abkaufen, sonst verdient es kein Geld und der Unternehmer kann sich keinen Porsche kaufen. Deshalb sind die meisten Unternehmen auch sehr nett zu ihren Kunden. Nur nicht der Herr Müller. Herr Müller ist Makler und schreibt zum Beispiel solche e-Mails:

wenn Sie Ihren PC nicht bedienen können, ist das Ihre Dummheit. Ihre Mail ist soetwas von primitiv pampig, dass man sie nur löschen kann. Sie sind dreist unverschämt ohne Ende pöbeln Sie woanders weiter !!
Botschaftsbörse Berlin, F. Müller Immobilien

Ja, liebe Kinder, Ihr habt es gleich erkannt, da fehlt natürlich eine Anrede. Und offenbar ist der Herr Müller sehr sehr böse. Das muß man aber auch verstehen, denn der Herr Müller ist Makler. Makler sind tüchtige Leute, die für Wohnungsbesitzer Mieter suchen und dafür Geld bekommen. Von wem die ihr Geld bekommen? Nein, nicht vom Besitzer der Wohnung, sondern vom Mieter. Dass sich das bald ändern kann, weiß auch der Herr Müller. Deshalb hat er ganz viele Paragraphen in seine Angebote gedruckt, damit er auch wirklich sein Geld bekommt.

Weil der Herr Müller aber gerne mit den großen Maklern spielen will, hat er sich einen tollen Namen gegeben. Er hat lange überlegt, und unter Erwachsenen sind Worte wie „Börse“ oder „Botschaft“ sehr beliebt und klingen nach großer weiter Welt. Also nennt er sich Botschaftsbörse. Damit bekommt der Herr Müller viel mehr Aufträge und kann an noch viel mehr Mietern viel mehr Geld verdienen.

Wenn also ein Mieter eine Wohnung mieten will, die der Herr Müller anbietet, dann muß er sich auch benehmen. Schließlich will ja der Mieter eine Wohnung vom Herrn Müller und nicht umgekehrt. Und der Herr Müller ist ein anständiger Mensch. Wenn der Herr Müller zum Beispiel zu seinem Kunden sagt, dass man ihn „morgen anrufen“ soll, dann dürft ihr ihn nur „morgen“, aber niemals „morgens“ anrufen. Da wird der Herr Müller dann schon böse, wenn man schon um 10:00 anruft, „wo er doch erst seit 10 Minuten drin ist“. Wie soll er denn dann auch wissen bei all den Anfragen, was man von ihm will!

Auf e-Mails reagiert Herr Müller gar nicht, denn er bekommt „täglich weit über 100 Anfragen“, wie er in seinen automatischen Antworten schreibt. Da darf man auch keine Antwort erwarten, denn der Herr Müller hat ja einen tollen Namen und alle wollen ihm gerne viel Geld bezahlen. Der Herr Müller hat deshalb auch viele Mitarbeiter. Mindestens sieben PCs hat er, denn seine Mails kommen immer von PC4 oder auch PC7. Die Mails enthalten selten das, was man sucht, aber abbestellen kann man die Mails nicht bei PC4 oder PC7. Die vielen Mitarbeiter des Herrn Müller haben schließlich auch viele viele Objekte zu verwalten. Wenn man nicht die genaue Nummer weiß, erhält man keine Informationen zu den Wohnungen. Das ist auch richtig so vom Herrn Müller, sonst könnte ja jeder Kunde werden wollen und eine Provision bezahlen wollen.

Natürlich weiß der Herr Müller auch, dass die Menschen über Makler nicht besser denken als über Prostituierte, wie er neulich aus einer Umfrage in Österreich erfahren hat. Prostituierte sind Menschen, die für Geld schlimme Dinge tun und mit denen Papa nicht erwischt werden will. Das stört Herrn Müller aber nicht, denn auch Prostituierte verdienen ihr Geld mit der Not anderer Leute. Auch sie müssen lange und viel arbeiten und viel Böses ertragen von ihren Kunden – und wollen morgens nicht angerufen werden.

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