Der Graf von Monte Christo



Gestern war mal wieder großes Kino. Ganz großes Kino.

Ich wußte nahezu nichts über diesen Film. Bekannt war mir nur der grobe Plot: Chefredakteur von Elle erleidet Hirnschlag, ist vollständig gelähmt und kann sich nur noch durch Augenzwinkern verständigen. Ich erwartete einen tieftraurigen Stoff zum depressiven Nachsinnen. Ich erwartete einen Kinoabend, nach dem man nicht mehr wirklich Lust auf ein freudiges Gespräch hat.

Was ich bekam, war genau das Gegenteil meiner Erwartung. Man kommt aus diesem Film und man liebt das Leben!

Zu einem großen Teil aus der Sicht des gelähmten Jean-Dominique Bauby („Jean-Do“) gefilmt, wird der Zuschauer Teil eines Lebens, das so jäh von der Überholspur direkt in der Klink am Meer endet. Jean-Do ist von nun an gefangen in seinem eigenen Körper, so wie der Mann gefangen war, dessen Geschichte er in seinem Buchprojekt eigentlich neu erzählen wollte: Der Graf von Monte Christo. Aus dieser Geschichte wird nun während des Films Jean-Dos Geschichte.

Wunderbar, wie Jean-Do seinen alten Vater rasiert, der selbst in sich und seiner Wohnung gefesselt zu sein scheint. Wunderbar, wie sein Freund Laurent dem Gelähmten Bücher von Balzac vorliest. Wunderbar, wie der Jean-Do, der Anfangs noch sterben will, Buchstabe für Buchstabe seines Buchs mit dem verbliebenen Auge diktiert. Wunderbar, wie der, der weder sprechen, essen noch trinken kann, in Gedanken das Leben weiter lebt, die Austern schlürft und leidenschaftlich liebt. Wunderbar, wie seine von ihm getrennt lebende Frau und die drei Kinder ohne übertriebene Sentimentalität mit ihrem Vater umgehen – und all die Konflikte aber auch die Liebe in diesen Beziehungen still aber effektvoll zum Ausdruck kommen.

Der Regisseur Julian Schnabel ist auch Maler. Und als solcher zaubert er unglaublich schöne und kraftvolle Bilder in die Erinnerung, unterlegt mit einem grandiosen Soundtrack. Die Bilder in der Erinnerung Jean-Dos werden so zu den Erinnerungen im Kopf des Zuschauers. Absolut sehenswert.

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