Boom Boom Boom

So gehts einem wenn man alt wird. Man läuft mit einem guten Freund, der gute Livemusik ebenso schätzt wie man selbst, beim Quasimodo vorbei, sieht die Ankündigung für das anstehende John Lee Hooker Konzert und zack: Der Blues ist da, man hört die tiefe Stimme schon aus dem Keller schallen, der Healer steht vor der Tür.
Kein Verdacht kommt auf, als der Mann im Vorverkaufs-Büro eine Woche vor dem Konzert vermeldet „Klar sind noch genügend Tickets da, kommt einfach vorbei“, auch nicht, als gegen 21:30 die Fläche vor der Bühne noch halb leer ist. Und dann, dann kommt die große Schmach – diesmal nicht von Cordoba, sondern die Schmach des Unwissens. Denn wie jedermann, der sich in den letzten Jahren nicht mit Kindesaufzucht und der Rettung der Welt beschäftigt hat, weiß, spielt John Lee Hooker seit vielen Jahren nur noch zum Vergnügen unserer Freunde im Jenseits auf – wo er übrigens sicher eine ziemlich coole Band mit anderen Größen des Blues aufgestellt hat, aber die hören wir uns dann später an und das gehört auch nicht hierhin.
Kräftig ausgelacht, verspottet und rot vor Scham stehen da die beiden Unwissenden im Saal – und diesen Saal, leider nur halb voll, verwandelt dann der Sohn des großen John Lee Hooker in einen Hexenkessel. John Lee Hooker Jr. hat den Schalk im Nacken, ist ein Clown, tanzt, spielt den Blues, ist ein Ausbund an guter Laune und Energie. Er hat bei weitem nicht die Stimme seines Vaters, aber eine verdammt coole Band. Und das geht in die Beine. Sein Repertoire besteht im wesentlichen aus drei Stücken, deren Grundformeln sich auf „Boom Boom Boom“, „Party all night long“ und „I will move to Berlin, yeah!“ beschränken, aber das alles in diversen Variationen und mit einem Groove, dass man nicht still stehen kann.
Was bin ich froh, dass wir da reingeraten sind. Und dass einer der besten Orte für so ein Konzert nach wie vor das Quasimodo ist. Boom, Boom, Boom.


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