Bild bildet

Henryk M. Broder schreibt über das 11. Gebot und den Atem der Geschichte und nimmt dabei das Bibelprojekt der Bild-Zeitung aufs Korn. Dabei zitiert er Kai Dieckmann auf seiner Mission zum Papst:

„Mit über 12 Millionen Lesern täglich ist uns auch die Verbreitung der christlichen Glaubensbotschaft ein ernstes Anliegen. Die Bibel ist nicht nur das Buch der Christen, sondern Grundlage der gesamten abendländischen Kultur.«

Wunderschön vor allem die Vorstellung, Kai Diekmann hätte bei der BILD-Audienz nicht nur die schöne BILD-Volksbibel dem Papst mitgebracht, sondern auch gleich ein paar Exemplare von „Europas größer Volkszeitung“ auf den heiligen Tisch vor dem heiligen Stuhl gelegt:

Zum Beispiel die Ausgabe mit der großen »Penis-Debatte: Zeigt mal kurz, wie lang er ist« oder den Bericht wie Dagmar Koller, 65, und ihr Mann Helmut Zilk, 77, das Sakrament der Ehe praktizieren: »Ich schlafe seit 11 Jahren nicht mehr mit meinem Mann«. Sehr anschaulich wären auch Geschichten wie Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig mit dem Schicksal fertig wird (»Mein Hoden muss amputiert werden«), wie der Berliner Bürgermeister sich selbst geheilt hat (»Wowereit nicht mehr schwul?«) und wie Orgasmus-Simulantinnen enttarnt werden können: »Wie erkenne ich, ob meine Frau mich beim Sex belügt?« Und als Krönung die heiße Reportage über »Deutschlands knusprigste Bäckerin«, die mit nacktem Oberkörper »leckere Brötchen aus dem Ofen« holt.

Das Tolle an BILD ist wirklich: Dort, wo die Wirklichkeit definitiv aufhört, da läuft BILD zur Hochform auf. Habe gleich das Bildblog in meinen Newsreader aufgenommen und das wunderbare BILD-Wörterbuch genossen.


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