Autoliebe

DriveNow Car Sharing

In der „Gründerszene“ gab es gestern das „Märchen vom Car Sharing“ zu lesen. Die nackten Zahlen zeigen offenbar, dass die großen Anbieter noch keinen Euro mit dem Thema verdienen. Der Deutsche setzt sich am liebsten noch ins eigene Auto.

Ich gehöre zu den frühen Kunden der großen Anbieter DriveNow und Car2Go. Ich bin grundsätzlich dem Thema Sharing Economy gegenüber aufgeschlossen, bin zwar altersmäßig kein Digital Native, aber doch ein Ureinwohner von Digitalien, und bin Innovationen gegenüber sehr aufgeschlossen. Man könnte auch sagen, ich bin ein Spielkind. Ich probiere neues Zeug gerne aus. Insofern bin ich sicher nicht vergleichbar mit der Grundgesamtheit der deutschen autofahrenden Bevölkerung.

Aus dieser nicht ganz repräsentativen Perspektive stimme ich dem Tenor des Artikel nicht zu. Wir haben als Familie seit Jahren nur noch ein Auto. „Nur“, weil es zum Standard der gut bürgerlichen Familie im Berliner Südwesten, in der die beiden Erwachsenen geregelten Tätigkeiten nachgehen, Kinder irgendwohin gebracht und von irgendwo abgeholt werden wollen, mindestens zwei Autos gibt. Manchmal auch drei. Oder mehr. Zwei davon werden jedenfalls immer bewegt.

Wir besitzen also ein Auto. Vier Sitze mit ohne Dach. Also eher ein Freizeit-Auto, das auch mal für lange Strecken taugt und überwiegend mit einer Zweier-, Dreier- und selten Vierer-Besetzung genutzt wird.

Wir haben keinen SUV. Wenn wir einen SUV bräuchten, einmal im Jahr zum Ski-Fahren, dann leihen wir ihn uns halt. Wenn wir zwei Autos bräuchten – und das kommt oft vor – dann steht irgendwo ein Mini von DriveNow oder ein Smart von Car2Go in maximal 300 Meter Entfernung herum, den ich mir dann nehme. Im Ballungszentrum Berlin ist zudem der Nahverkehr so gut ausgebaut, dass es heute keine Rechtfertigung mehr gibt, so viel Blech vor der Tür rumstehen zu haben.

Ist Car Sharing nun teuer? Für den Zweitwagen-Ersatz sicher nicht. Ein kurzer Blick auf die Zahlen:

  • Ich habe für Car Sharing im letzten Jahr laut Buchhaltung brutto 355,43 EUR verbucht, pro Fahrt im Schnitt 8 Euro.
  • Auf das Konto Nahverkehr in Berlin gehen dann nochmal 309,20 EUR, da ich oft zu Kunden in die Innenstadt pendle. Anrechnen darf man das nicht vollständig, denn die 2,20 Euro pro Fahrt oder mehr würde ich sonst in Parkgebühren investieren müssen. Die entfallen sowohl bei ÖPNV als auch bei Car Sharing
  • .
    355,43 Euro für die einjährige Nutzung eines ordentlichen Zweitwagens, ohne sich um Anschaffung, Benzin, Wartung, Parkgebühren, etc. zu bemühen – das ist eigentlich sehr ok.

    Meine These: Der Durchbruch mag noch nicht da sein. Aber die kommende Generation wird das massiv nutzen. Autos haben zum Leidwesen der deutschen Premiumhersteller längst ihre Bedeutung als Statussymbol verloren. Die Innenstädte sind verstopft und Parkplatzsuche nervt. Will man da ein Auto besitzen als junger Mensch? Die Umfragen sagen: Nein.

    Was kommt dann? Irgendwann werden wir nicht mal mehr das Auto leihen. Es wird einfach kommen. Der Service steht im Mittelpunkt, nämlich sicher von A nach B zu kommen. Dafür werden dann ganze Flotten autonomer Fahrzeuge durch die Strassen cruisen. Hübsch ist so ein Auto vielleicht nicht, aber dafür kann man auf der Fahrt chatten, arbeiten, telefonieren. Die Zukunft hat in den USA schon begonnen. Wenn die Gesetzgebung endlich in Deutschland geändert wird, dann wird das vielleicht hier möglich.

    -> 6 Things I learned from riding in a Google Self-Driving Car

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