Asymetrische Digitalisierung

 

Der Garten des Hyggelig Hus wird von einer künstlichen Intelligenz bewässert. Intelligenz? Naja. Gardena hat im letzten Jahr ein auf den ersten Blick recht nettes smartes Bewässerungssystem auf den Markt gebracht, und das tut jetzt recht zuversichtlich seinen Dienst. Man verbindet ein Gateway mit dem Router, steckt den Wetter- und Feuchtigkeitssensor in den Boden und schließt die Wasserhähne an. Optional kommt noch der Mähroboter ins Netz. Knöpfchen drücken, alles vernetzt. Fertig.

Eigentlich eine feine Sache, leicht installiert, Wasser marsch. Typisch für die halbherzige Digitalisierung ist allerdings der Umgang mit den Daten meiner geschwätzigen Geräte. So meldet der Sensor meldet kontinuierlich Daten an Gardena, das „adaptive scheduling“ der Bewässerung entscheidet je nach Bodenfeuchtigkeit, ob bewässert wird oder nicht, Rasenmähereinsätze könnten auch automatisch angepaßt werden. Ständig reden alle Geräte mit der Gardena Cloud. Nur nicht mit mir. 

Gardena verfügt mittlerweile vermutlich über ein beeindruckendes Netz von Wetterstationen in deutschen und auswärtigen Gärten, kann Bodenfeuchtigkeitsgrade runterbrechen auf Regionalebene, und wunderbare Langzeitreihen auswerten – nur aber nicht der Nutzer, der die Daten liefert, für das Gerät aber ordentlich bezahlt hat. Alles, was der Nutzer sieht, sind IST-Daten. Will man sehen, wie oft im vergangenen Monat gesprengt wurde und wie oft die Bodenfeuchtigkeit ausreichend war, sucht man vergebens. Ich würde auch gerne ein Dashboard haben in meinem persönlichen Bereich auf der Website. Ich würde auch gerne Dienste wie IFTTT anbinden. Geht alles nicht.

Natürlich gibt es auch keinen offenen Weg, bei Gardena Produkt-Ideen zu hinterlassen. Kein Forum, kein Ideation-Bereich, nichts. Nun, man kann in der App ein Feedback senden. Gesagt, getan, es folgt auch gleich eine freundliche  Antwort, die geht ungefähr so: „Wir arbeiten an voll schönen Updates, wann aber das von Ihnen gewünschte Feature kommt, können wir nicht sagen. Woran wir arbeiten, sagen wir aber auch nicht und eine Produkt-Raodmap nennen wir auch nicht. Stay tuned“. Ich habe dann auf dieses Mail nochmal geantwortet, vorgeschlagen, dass man doch in der heutigen Zeit doch super Möglichkeiten hätte, Nutzer zu involvieren, Konsumenten zu Beteiligten macht, Loyalität erhöhen könnte, innovative Ideen erhält, Austausch mit engagierten Nutzern pflegt, die dann zu Markenbotschaftern werden, etc.

Beeindruckendes passiert darauf: Das Telefon klingelt und ein Kollege von Gardena antwortet mir auf meine Mail telefonisch. Das hatte ich auch noch nicht. Irgendwie sympathisch, auch ausgesprochen nett. Aber wieso nicht offen und für alle sichtbar? Ich bin ja nicht der einzige, der mit solchen Ideen herumläuft. Ruft Gardena die alle an? Man arbeite an vielen Verbesserungen, so der freundliche Kollege, und man werde auch meine Vorschläge bedenken.

Daher nochmal hier offen, was mich ärgert: Die Asymmetrie der Datenverwendung. Ich möchte gerne Zugriff auf meine Daten, die ich ja auch permanent sende. Und ich würde erwarten, dass ich wie in jeder Fitness-App meine Daten schön aufbereitet geliefert bekomme. Selbst mein Heizkessel redet mehr mit mir offener als der Wasserhahn:

Es wundert mich wirklich, wie man nicht nur bei Gardena die Chancen der Einbindung engagierter Kunden ignoriert.  Googelt man sich durchs Netz, so gibt es in einigen Nischen Diskussionen, aber auch da liest Gardena offenbar nicht mit. Klar kann es lästig sein, wenn der Kunde plötzlich mitgestalten will. In Zeiten des digitalen Umbaus der Kunden-Beziehung ist aber Abschottung eine vertane Chance.


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