Abgenabelt

Montag. Aufbruch zum Flieger nach Düsseldorf. Seit dba nun Air Berlin heißt scheint es bergab zu gehen mit dem freundlichen Konkurrenten der arroganten Lufthanseaten. 45 Minuten Schlange stehen. Zur Abflugzeit noch nicht mal eingecheckt. Wichtige Mitarbeiter der Airline mit wichtigen Plastikkärtchen um den Hals drängeln sich ständig am einzigen offenen Counter vor, um jungen Damen auf Pfennigabsätzen schnell noch einen Platz zu ergaunern. Zu ihren Gunsten nehme ich an, es handelt sich um deren Töchter.

Im Flieger schalte ich Notebook und iPod an – und erlebe die erste Überraschung. Musik ist alle. Der iPod hat sinnlos in der Hosentasche sanfte Klänge von sich gegeben ohne meine Ohren zu erfreuen. Lade ich dann später am Notebook, denk ich mir. Noch habe ich Hoffnung.

Mit zwei Stunden Verspätung dann Ankunft in Düsseldorf, das Meeting schon fast vorbei. Es bleibt dann das Vergnügen, noch jede Menge Killepitsch in mich hineinkippen zu müssen – und im Hotel dann festzustellen, dass ich mein Ladegerät für mein Notebook vergessen habe.

Dienstag. Erste Panikattacken. Den ganzen Tag Meeting in Bonn beim Kunden OHNE Notebook? Undenkbar. Vielleicht hat dort jemand ein IBM Notebook? Hat jemand. Aber natürlich nur mit dem 16V Konnektor, und der paßt wie bereits erwähnt nicht zu meinem X60.

Also wird fleissig mitgeschrieben. Mit der Hand! Am Nachmittag nach einer Telefonpause stelle ich fest: Mein Pearl meldet niedrigen Batteriestatus. Jetzt wird es ernst. Pearl und iPod lade ich immer am Notebook. Das Notebook sagt nicht mal mehr Pieps. Die Nabelschnur ist durchtrennt.

Mittwoch. Flughafen Köln-Bonn. Kein Handy. Keine e-Mails. Keine Musik. Kein Notebook. Und nicht einmal Entzugserscheinungen.

Auf dem Rückflug keine e-Mails geschrieben, keine Angebote getippt, keine Folien gezaubert. Im Spiegel den Text von Benjamin von Stuckrad-Barre über seinen Besuch beim schwerkranken Walter Kempowski gelesen. Gerührt aus dem Fenster gestarrt auf Wolkengebirge.

Was, wenn ich das Ladegerät einfach da lasse, wo es ist?


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