Denn im Prinzip und mit ein wenig nüchternem Jahrhundertabstand ist doch klar, dass die SPD, so, wie wir sie kennen, sich selbst marginalisiert, ja: zu Tode gesiegt hat. Daran ist nicht der böse Hartz-IV-Schröder schuld, der vermeintliche Verrat an den Idealen der sozialistischen Frühzeit, sondern der jahrzehntelange Erfolg der SPD, die durchschlagende Sozialdemokratisierung Deutschlands.

Aus tausend denkbaren Beispielen sei nur eines herausgegriffen: Während im größten Teil der Welt Arbeitslosigkeit den Absturz in Armut und Elend bedeutet, befindet sich hierzulande die grüne Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Renate Künast, in einer luxuriösen Lage. Sie kann sich über den Umstand, dass Hartz-IV-Empfängern bislang die staatliche Abwrackprämie auf die Transferleistung angerechnet werden soll, aufs Leidenschaftlichste empören. Im logischen Umkehrschluss heißt dies nichts anderes, als dass in Deutschland 2009 selbst Langzeitarbeitslose Anspruch auf einen staatlich subventionierten Neuwagen haben.

Davon konnte August Bebel nur träumen, als er gegen Kinderarbeit, unmenschliche Arbeitsbedingungen und den Zwölfstundentag kämpfte.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,610196,00.html


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